Kenny (Kenneth Earl) Burrell
Geb. 31.7.1931 Detroit.

Der Ton, so Kenny Burrell, sei schon die halbe Schlacht. Wenn er nicht stimme, gehe es einem Instrumentalisten wie einem erkälteten Sänger. Sein reiner, warm leuchtender und auf Anhieb identifizierbarer Sound bestätigt diese These überzeugend: "Er hat einen ganz speziellen Ton, den er vor allem mit der linken Hand und mit dem Plektrum bildet" (Attila Zoller). Darüber hinaus lebt Burrell's, von Oscar Moore und Charlie Christian aus entwickelter Individualstil von absoluter Geschmackssicherheit und einer Dosiertheit, einer im Sinne völliger Deckung von Können und Wollen, eingesetzten Technik. Strukturelle Klarheit schliesst weder Feuer noch Beseeltheit oder Bluesatmosphäre aus: "Der Blues ist nicht nur eine besondere Struktur, eine festgelegte harmonische Form, sondern in erster Linie ein Gefühl, das einer gewissen Musik entspringt" (Burrell). Er verdankt seine starke rechte Hand der perfekten Beherrschung auch des klassischen Gitarrenspiels. Duke Ellington, dessen Werk sich Burrell in jüngerer Zeit auch als Forscher widmet, hat ihn wiederholt als seinen Lieblingsgitarristen bezeichnet, obwohl dieser nie zum Orchester gehörte. Kenny Burrell kommt aus einer musikbeflissenen Familie. Seit dem zwölften Lebensjahr war er mit seinen drei Brüdern und mit Schulbands aufgetreten. Um Club-Engagements wahrzunehmen, verliess Burrell das College, spielte 1947 in einem Tanz-Trio mit Tommy Flanagan, später mit Elvin Jones, Yusef Lateef, Pepper Adains und Paul Chambers. Feste Engagements hatte der Gitarrist 1948 bei Candy Johnson, 1949 bei Count Belcher, 1950 bei Tommy Barnett und 1951 bei Dizzy Gillespie, bevor er 1952/53 klassische Gitarre bei Joe Fava erlernte und 1955 ein Studium an der Wayne University als Bachelor Of Music abschloss. Daneben unterhielt Burrell seit 1951 eigene Formationen, sprang 1955 für den erkrankten Herb Ellis im Oscar Peterson-Trio ein und arbeitete danach, abgesehen von einem Engagement 1957 bei Benny Goodman, frei in New York, nahm Platten mit Hampton Hawes, Thad Jones, Hank Mobley, Frank Foster, Tony Seott, Gene Ammons, John Coltrane, Stan Getz, Lalo Schifrin, Kai Winding und Coleman Hawkins auf, dazu auch - vor allem mit Trios - unter eigenem Namen sowie eine Serie von 13 Alben mit Jimmy Smith. Neben einer ausgedehnten Studioarbeit absolvierte er in den sechziger Jahren auch TV-Auftritte mit populären Künstlern wie Tony Bennett, Ray Charles oder Nancy Wilson. Viel Beachtung fand 1965 die Platte "Guitar Forms" mit Gil Evans-Arrangements und einer grossen Starbesetzung. 1969 war Burrell mit eigener Gruppe und mit einem Guitar Workshop unterwegs, u. a. in Europa und Japan, bevor er in New York seinen eigenen Club The Guitar eröffnete. Die beginnenden siebziger Jahre standen zunächst im Zeichen ausgedehnter College-Touren; 1972 folgten ein Newport-Auftritt sowie Tourneen durch Europa, Japan und Australien, bevor sich Burrell 1973 als Studiomusiker, Lehrer und Produzent in Los Angeles niederliess. Ausgiebig widmet er sich seitdem vor allem der Ellington-Forschung: als Professor für Jazzgeschichte an der Universität Los Angeles, aber auch als Musiker, der seit 1975 eine Plattenserie unter dem Titel "Ellington's Forever" aufbaut. Auch die Reihe seiner stimmungsvollen Trio-Aufnahmen wie "Round Midnight" oder "Cool Cookin'" setzt Kenny Burrell, der vielfache Poll-Sieger, fort: u.a. 1978 mit den LPs "Handcrafted" und "At The Village Vanguard" mit Reggie Johnson bzw. Larry Gales (b) und Sherman Ferguson (dr) als Partnern. 1979 fanden seine Tribute To Ellington-Konzerte in Los Angeles und Las Vegas, deren Erlöse in die Musikforschung und die Studentenhilfe flossen, grossen Anklang. Seinem regulären Trio gehörte neben Sherman Ferguson 1980 der Bassist Richard Reid an, gefolgt von Larry Ridley. Burrell ist zudem auf Platten von u. a. Billie Holiday, Stanley Turrentine, Gil Evans, Sonny Rollins, Dizzy Gillespie, Mercer Ellington und Grover Washington Jr. sowie auf Duo-Alben mit Jimmy Raney und Rufus Reid (aufgenommen 1983, erschienen 1986), aber auch auf zahlreichen weiteren Einspielungen unter eigenem Namen zu hören, darunter "Midnight Blue", "Moon And Sand", "Groovin' High" und "Listen To The Dawn". Er war auch in den achtziger Jahren auf europäischen und amerikanischen Festivals präsent. 







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