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Jimmy (James Elbert) Raney
Geb. 20.8.1927 Louisville, Kentucky. |
Die von Charlie Christian begründete neue
gitarristische Schule hat Jimmy Raney, wie Billy Bauer und Tal Farlow aus dem Kreis um
Lennie Tristano hervorgegangen und häufig als eine Art Lee Konitz der Gitarre
apostrophiert, mit wesentlichen harmonischen Bereicherungen ausgestattet. Kein Gitarrist
nach ihm, der nicht entscheidend von Raney beeinflusst wäre: Jim Hall ebenso wie Barney Kessel oder Attila Zoller, der bekennt: "Für mich ist
er ein Gigant. Ausserdem ist er der wichtigste Bebop-Gitarrist, obwohl er auch moderner
spielen kann. Früher hat Jimmy mit Lee Konitz und Stan Getz musiziert, wurde durch diese
Plattenproduktionen erst vielen bekannt, mochte aber den Cool Jazz nie. Jimmy liebt
vitalen Jazz, seine grossen Vorbilder sind Charlie Christian
und Charhe Parker. Für mich wiederum ist Jimmy Raney genauso wichtig wie Charlie
Parker." Barney Kessel vergleicht die merkwürdige
Entsprechung und Verschiedenartigkeit des Melodikers und Meisterkomponisten Raney und des
Harmonikers Farlow mit dem Verhältnis von Maurice Ravel und Claude Debussy. Der
Vibraphonist Teddy Charles bemerkt: "Jimmy war einer der ersten, der den lyrischen
Charakter in Charlie Parkers Musik verstanden und in seine eigenen, langen, fliessenden
Phrasierungen umgesetzt hat. Sein melodisches Spiel entsteht spontan. Er hat Dinge
angekündigt, die John Coltrane, Miles Davis und Gil Evans später gemacht haben."
Jimmy Raney, der bei seiner Mutter und bei Privatlehrern Unterricht hatte, begann 1944 bei
Jerry Wald, arbeitete danach in Chicago u. a. bei Lou Levy und Max Miller und war 1948
neun Monate mit Woody Herruan auf Tournee. Es folgten Engagements bei Al Haig, Buddy
DeFranco, Artie Shaw (1949/50), Terry Gibbs, Stan Getz (1951/52), Teddy Charles, Red Norvo
(1953/54), Les Elgart und 1954 bis 1960 bei Jimmy Lyons. Daneben nahm der Sieger der Down
Beat-Kritikerpolls von 1954 und 1955 auch Platten mit u. a. Edmond Hall, Dick Katz, Al
Cohn, Bob Brookmeyer und Kenny Burrell ("Two Guitars") sowie unter eigenem Namen
(u. a. "J. R. 1955") auf. In den sechziger Jahren war Raney - abgesehen von
einem erneuten Engagement 1962/63 bei Stan Getz und gelegentlichen Aufnahmen mit u. a. Jim
Hall, Zoot Sims und Gary McFarland - hauptsächlich als Broadway- oder Studiomusiker,
zuletzt als Gitarrenlehrer in Louisville tätig. Gelegentlichen Reisen nach New York mit
Auftritten in Clubs und 1974 auch mit Al Haig in der Carnegie Recital Hall folgte ein
anhaltendes Comeback mit zahlreichen neuen Platten-aufnahmen, darunter "Raney/Haig
Special Brew", "Momentum" (1974) mit Richard Davis (b) und Alan Dawson
(dr), "The Influence" (1975) mit Sam Jones (b) und Billy Higgins (dr),
"Live In Tokyo" und "Solo" sowie im And 1" (1979) mit Attila
Zoller im Duo. Sowohl im Duo als auch in wechselnden Quartettbesetzungen tritt Jimmy Raney
aufweltweiten Konzerttourneen häufig mit seinem in Kopenhagen lebenden Sohn Doug,
ebenfalls einem Gitarristen, auf. Zahlreiche Alben dokumentieren die Zusammenarbeit, so u.
a. "Stolen Moments" (1979), "Here's That Raney Day" (1980),
"Raney ,81" und "Nardis" (1983).