Charlie (Charles) Christian
Geb. 29.7.l9l6 Dallas, Texas
Gest. 2.3. 1942 NewYork.

In der Geschichte der Gitarre im Jazz gibt es keine Persörlichkeit, die auch nur annähernd soviel Einfluss auf andere Musiker ausgeübt hätte wie Charlie Christian. An der Nahtstelle zwischen Swing und Bebop eroberte er dem Begleitinstrument einen neuen Rang als emanzipiertes Soloinstrument. In nur vier Jahren, die der allzu früh im Alter von 25 Jahren an Lungentuberkulose verstorbene Improvisator auf der Jazzszene aktiv war, revolutionierte er die Gitarre, indem er den Kanon der verfügbaren Stilmittel wesentlich erweiterte und neue Ausdrucksmöglichkeiten schuf. Ein angeborenes Bluesfeeling und eine absolute rhythmische Sicherheit verbanden sich in Charlie Christians Chorussen mit improvisatortscher Phantasie und einer enormen technischen Versiertheit. Er setzte sowohl die Single Note-Praxis als auch die zuvor schon gelegentlich verwendete elektrische Verstärkung der Gitarre durch, für die er sich 1939 in einem vielbeachteten "Down Beat"-Artikel stark machte, als er alle Gitarristen dazu aufrief, endlich aufzuwachen, "Solosachen zu üben und ein paar Mäuse für einen Verstärker zurückzulegen". Charlie Christian phrasierte boporientiert flüssig wie ein Bläser in gebundener Melodik mit raffiniert gemischten Notenwerten. Als Bopmusiker der ersten Stunde und Zentraffigur in Minton's Playhouse, wo er laut Kenny Clarke für die Sessions nach den Pflichtauftritten einen zweiten Verstärker stehen hatte, bediente er sich einer modernen Harmonik. Nahezu jeder Gitarrist nach ihm stand unter seinem Einfluss. Tal Farlow ("durch Christian bekam Musik für mich erst ihre Bedeutung") und Wes Montgomery, der sein autodidaktisches Studium hauptsächlich auf den grossen Soli dieser Persönlichkeit aufbaute, beriefen sich immer wieder auf ihn. Natürlich auch Barney Kessel, Charlie Christians unmittelbarer Nachfolger: "Wie es Artie Shaw auf der Klarinette tat, spielte Christian lineare Soli mit einem sehr starken rhythmischen Puls." Mary Lou Williams, die den Gitarristen zu Benny Goodman gebracht hatte, beschreibt in ihren Erinnerungen die unvergleichliche Ökonomie seiner klug aufgebauten Soli: "Nie zuvor hatte ich so inspirierte und bezaubernde Musik gehört, wie Christian sie auf der Gitarre brachte." Charlie Christian, der zunächst Tenorsaxophon und Bass spielte, wurde von seinem Vater unterrichtet und trat in lokalen Bands als Gitarrist auf. Verlockende Angebote diverser Orchesterleiter schlug er immer wieder aus, schloss sich dann aber auf Drängen John Hammonds und Mary Lou Williams' im September 1939 Benny Goodmans Sextett an, dem er bis zum Sommer 1941 angehörte. Daneben spielte Christian in Minton's Playhouse in Harlem u. a. mit Thelonious Monk, Charlie Parker, Kenny Clarke und Dizzy Gillespie und wurde zum einflussreichen Mitbegründer des Bebop, wie u. a. das 1982 zusammengestellte Album "1941 Live Sessions" dokumentiert. 1939 bis 1941 war er Nummer eins im "Down Beat"-Poll, 1941 und 1942 im "Metronome"-Poll.







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